Nach einer neuen Entscheidung des Bundesgerichtshofes (BGH) steht das Freemium- oder Free-2-Play Modell möglicherweise auf der Kippe. Denn Kinder dürfen in einem Online-Spiel nicht zum Kauf von digitalem Spielzubehör animiert werden. Hat dieses Urteil Bestand, dann könnte dies das Ende für InApp-Käufe in sog. Free-2-Play Spielen sein, bei denen das Spiel zwar grundsätzlich kostenlos ist, das Geld aber mit verschiedenen digitalen Inhalten wie Zusatzausrüstungen oder Zeitvorteilen verdient wird.
Im konkreten Urteil I ZR 34/12 vom 17.07.2013 wurde Gameforge untersagt, kostenpflichtige digitale Inhalte im Online-Rollenspiel „Runes of Magic“ mit Schnapp Dir die günstige Gelegenheit und verpasse Deiner Rüstung & Waffen das gewisse ‚Etwas‘ und dem konkreten Link Deinen Charakter aufzuwerten zu bewerben. Geklagt hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv, zur Pressmitteilung).
Ausschlaggebend für die Unzulässigkeit der Werbung soll insbesondere
Anhang zu § 3 Abs. 3 UWG
Unzulässige geschäftliche Handlungen im Sinne des § 3 Absatz 3 sind
…
28. die in eine Werbung einbezogene unmittelbare Aufforderung an Kinder, selbst die beworbene Ware zu erwerben oder die beworbene Dienstleistung in Anspruch zu nehmen oder ihre Eltern oder andere Erwachsene dazu zu veranlassen;
sein, was die Vorinstanzen Landgericht Berlin (Urteil vom 29. Juni 2010 – 16 O 438/09) und Kammergericht Berlin (Urteil vom 31. Januar 2012 – 24 U 139/10) anders ausgelegt haben.
Es handelt sich allerdings um ein Versäumnisurteil, bei dem das Gericht formal nicht inhaltlich entschieden hat. Das Urteil basiert noch formal auf dem Nichterschein der Beklagten (Gameforge) und der grundsätzlichen Schlüssigkeit der Klage. Gameforge hat noch zwei Wochen Zeit, um gegen das Urteil Einspruch einzulegen und eine Hauptverhandlung zu erwirken.
Warum Gameforge hier das Versäumnisurteil kassiert hat (also einfach nicht zur Verhandlung erschienen ist), ist unklar. Denkbar ist, dass man im schriftlichen Vorverfahren Fristen versäumt hat und dieses mit der Einspruchsbegründung ausgleichen will.
Free-2-Play Erlösmodell vor dem Aus?,